21. Januar 2014

Alexey Pehov - Die Chroniken von Hara - 01 - Wind



Handlung

Lahen und Ness führen eigentlich ein ruhiges Leben in einem kleinen Dorf, in dem niemand eine Ahnung von ihrer Vergangenheit hat. Doch dieses Leben findet ein jähes Ende, als ein paar alte Bekannte mit den Nachrichten eines Kopfgeldes bei ihnen auftauchen und kurze Zeit später auch noch Truppen aus Nabator in das Dorf einmarschieren und ihnen eine der Verdammten folgt. Für Ness und Lahne beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, sie müssen denjenigen töten, der das Kopfgeld auf sie aus gesetzt hat und zugleich dem Zorn einer der Verdammten entkommen.

Mein Fazit

Ich und High Fantasy? Mittlerweile sollte klar sein, dass das eigentlich ziemlich gut zusammen passt und die Chroniken von Hara klangen gar nicht mal schlecht. Ich war zumindest mal gespannt, da es scheinbar wie Magie wieder etwas in den Mittelpunkt rückte und ein erlöschender Funke ist doch sicherlich nicht schlecht.

Dieses Buch wird mir wohl für seine Seltsamkeit in Erinnerung bleiben. Da ist einmal die Erzählweise, an die man sich erst mal gewöhnen muss, denn ein Teil der Geschichte wird aus der Perspektive einer dritten Person erzählt, der andere Teil aus der Perspektive eines Ich-Erzählers. Das kann einen am Anfang schon ziemlich in den Wahnsinn treiben, wenn man noch damit beschäftigt ist sich auf die Welt und die Personen einzulassen. Aber zum Glück gewöhnt man sich innerhalb von 2 - 3 Kapiteln dran und hat danach eigentlich keine Probleme mehr damit. Hinzukommt, dass der Autor nicht den typischen Helden gewählt hat. Was meine ich mit „typischer Held“? Meistens passiert dem Helden am Beginn des Buches etwas, dass ihn dazu bringt sein Leben in Frage zu stellen und sich auf die Suche nach Gerechtigkeit, einer Lösung oder sowas eben zu machen. Und meistens finden sie dabei auch noch die Liebe ihres Lebens (wenn der Autor denn will). Ness ist nicht so ein Held. Er hat sein Glück bereits gefunden und ihm passiert auch keine Ungerechtigkeit, die ihn dazu bringt sein ganzes Leben in Frage zu stellen. Aber dennoch wird er aus seinem bequemen Leben hoch gescheucht und muss sehen wie er es wieder bekommt (guter Schachzug ^.^). Außerdem hat Ness seine Liebe wohl schon gefunden und zwar in Lahen, sie sind nicht nur Komplizen sondern definitiv mehr. Und die dritte Seltsamkeit ist, dass es eigentlich keine Bedrohung gibt. In den meisten Geschichten gibt es eine bereits bestehende Bedrohung (HDR - Sauron, Eragon - König Galbatroix, Demon Cycle - Hroclinge, etc.), gegen die sich der Held aus irgendwelchen Gründen auf lehnt und versucht sie zu beseitigen. Versteht ihr was ich meine? Das fehlt hier. Tatsächlich ist die Bedrohung erst im Begriff zu entstehen und festigt sich im Verlauf des Buches. Ich weiß selbst noch nicht genau wie sich das tatsächlich manifestiert, aber es definitiv etwas mit dem Einmarsch der Truppen aus Nabator zu tun und den Verdammten die mit ihnen nach Hara zurückkehren.

Was mich allerdings gestört hat an diesem Buch war die Tatsache, dass der Autor sich zwar Gedanken über seine Welt gemacht hat, aber scheinbar weniger darüber wie diese dem Leser näherbringt. Häufig hatte man es mit Begriffen zu tun (z.B. Glimmende und Schreitende) bei denen man zwar ungefähr wusste was es mit ihnen auf sich hat (Magier), aber man konnte sich kein Bild davon machen, wie sie sich nun unterscheiden (Stärker oder schwächer, unterschiedliche Arten der Magie, etc.). Dieses Problem hatte man einfach häufiger nicht nur mit den Magiern, sondern auch mit bestimmten Rassen (Ascheseelen), man bekam den Begriff vorgesetzt und eine kurze Erklärung (Meisterhafte Bogenschützen, haben sich von einer anderen Rasse abgespalten, wurden verflucht), genauso wie eine gewisse Beschreibung. Aber dennoch war es nicht gerade leicht sie zu verstehen, sie wirkten manchmal einfach... seelenlos. Als wäre sei nur für einen bestimmten Zweck erschaffen, aber man hätte sich nicht unbedingt viele Gedanken über sie gemacht. Auch mit Orten oder Gebäuden hatte ich dieses Gefühl, zwar nicht immer aber doch manchmal. Es werden besondere Bauwerke genannt und das sie von einem besonders mächtigen Magier erschaffen wurden, aber ihnen fehlt einfach die Seele, sie sind für den Moment wichtig und können dann aber wieder vergessen werden.
Oder kurz gesagt: Das Worldbuilding war einfach nicht richtig ausgereift.

Und jetzt zum Guten Part. Ness und Lahen waren in meinen Augen einfach zwei wirklich gut gemachte Charakter. Warum? Weil man einfach das Gefühl hat, dass der Autor sich einige Gedanken über beide gemacht hat. Sie sind definitiv ein Paar, auch wenn es glaube ich an keiner Stelle tatsächlich genannt werden. Sie haben beide ihre Geheimnisse (und davon nicht gerade wenige, so mein Gefühl) und diese werden wohl auch noch eine Rolle spielen (noch so ein Gefühl von mir). Aber dennoch können sie einander unerschütterlich vertrauen und haben die Geheimnisse des anderen akzeptiert. Sie haben beide ihre eigene Geschichte und auch eine gemeinsame. Leider hat man noch nicht viel über ihre Vergangenheit erfahren, ich hoffe das ändert sich noch.
Das klingt jetzt nicht nach wirklich viel, aber eigentlich stimmt es schon so, wie ich es gesagt habe, sie haben einfach eine Geschichte und an die ist man noch nicht ran gekommen, das macht die beiden interessant. Aber auch die Art wie sie zusammen arbeiten, dass sie sich vertrauen, sich auf einander verlassen und wissen was wann wie zu tun ist, selbst wenn einer von ihnen in Gefahr ist, macht aus ihnen ein Dou das man gerne als Leser beobachtet. Man bekommt einfach gutes Gefühl für die beiden und ist immer wieder gespannt, was ihnen als nächstes passiert und wie sie den Schwierigkeiten begegnen.

Die ungewöhnliche Erzählweise, die sich langsam anbahnende Spannung und die beiden Hauptfiguren konnten mich alles in allem aber doch für Wind gewinnen, so dass ich definitiv weiter lesen werde. Aber dennoch ist dieses Buch durch das schwache Worldbuilding kein wirklich gelungenes Buch und bewegt sich doch eher im oberen Mittelmaß.

7 von 10 Punkten
Packend!

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